Fast 3 Millionen Seller verkaufen auf den Amazon-Marktplätzen rund um die Welt. In Deutschland listen über 240.000 Seller ihre Produkte. Jeder einzelne dieser Verkäufer muss sich eine elementare strategische Frage stellen: Welche Versandart wähle ich für mein Produktsortiment aus? Hierfür stehen einem Seller zwei Optionen zur Verfügung: Fulfillment by Amazon (FBA) oder Fulfillment by Merchant (FBM). Der wesentliche Unterschied bezieht sich hierbei auf die Lagerung beziehungsweise die Lieferabwicklung der Produkte, die auf dem Amazon-Marktplatz verkauft werden. Bei FBM kümmert sich der Seller um die Lagerung und den Versand der Produkte, während bei FBA Amazon selbst für die Logistik zuständig ist.
Wichtig: Man kann als Seller auch ein Hybridmodell wählen, also sprich gleichzeitig FBM und FBA anbieten.
FBM vs FBA:
Vorteile FBA:
· Prime Versand: Produkte, die über Amazon an den Endkunden geschickt werden, sind für den Prime-Versand geeignet und kommen somit innerhalb von höchstens 2 Tagen an. FBA-SKUs sind außerdem mit dem Prime Siegel versehrt, was ein zusätzlicher Konversion Boost ist, da Endkunden Produkte, die schnell lieferbar sind, bevorzugen.
· Vorteil im Buy Box Kampf: Wenn die angebotene ASIN von mehreren Händlern verkauft wird, hat derjenige, der über FBA verkauft, immer einen Vorteil. Amazon vergibt die Buy Box in der Regel dem Händler, der billiger ist beziehungsweise schneller liefert.
· Kundendienst: Amazon deckt bei FBA den gesamten Kundendienst und die Retourenabwicklung für die jeweilige Bestellung ab.
· Amazon Algorithmus bevorzugt FBA: Es ist zwar nicht offiziell bekannt gegeben unserer Meinung nach aber, bevorzugt der Amazon Algorithmus FBA-SKUs sowohl in der organischen als auch in der bezahlten Ausspielung
· Multi-Channel Fulfillment möglich: Das MCF-Programm ist ein zusätzlicher Bonus für Händler, die nicht nur auf dem Amazon Marktplatz verkaufen. Man kann die Fulfillment-Center von Amazon nutzen, um Bestellungen von der eigenen Website oder von einem anderen Marktplatz aus zu versenden.
Nachteile FBA:
· Kosten: De Facto lässt sich Amazon das Fulfillment von der Lagerhaltung bis hin zur Lieferung gut bezahlen. Hier hängt der Kostensatz, mit dem man als Seller rechnen kann, von der Größe des eigenen Produktes ab. Kleine, leichte und sich schnell verkaufende Artikel sind im FBA-Programm kostengünstiger als schwere, sperrige und sich langsam bewegende Artikel. Darüber hinaus sind die Lagergebühren saisonabhängig und steigen zwischen Oktober und Dezember.
· Verlust der Kontrolle: In der Regel geht Amazon mit der Ware eines Sellers nicht so sorgfältig um wie der Seller selbst.
· Amazon ist kundenorientiert: Bedeutet, dass man mit Rückerstattungen und Retouren sehr großzügig umgeht, was im Endeffekt auf den Händler zurückfällt.
· Prozess bei Remission: Falls ein Seller seine Ware kommissionieren möchte, weil er sie nicht abverkauft o.ä ist es bei FBA so, dass Amazon die Ware vereinzelt dem Seller zurückschickt, was für das Inventar nicht gerade erleichtert.
· Lieferung an Amazon muss vom Händler geplant und finanziert werden
Vorteile FBM:
· Niedrigere Kosten: Bei FBM fallen für den Händler keine Lagerkosten und keine FBA-Gebühren an. Bedeutet, dass FBM-Seller mit besseren Margen rechnen können. Außerdem können Händler hier gegebenenfalls Geld sparen, vor allem wenn sie z.B. Produkte verkaufen, die eine niedrige Abverkaufsrate haben oder besonders groß / schwer sind.
· PBS-Programm: Beim FBM-Versand gibt es eine zusätzliche Option, die relevant für Seller sein könnte. Der Prime by Seller Versand ist im Prinzip das gleiche wie der Prime Versand über Amazon mit dem Unterschied, dass die Lagerhaltung und der Versand über den Merchant abgewickelt wird. Das bedeutet in der Praxis, dass der jeweilige Seller sein bestehendes Versandnetzwerk (DPD, Hermes, DHL und co.) benutzen kann, um die Bestellung abzuwickeln. Wichtig hierbei zu beachten ist, dass der Seller eine schnelle Lieferzeit (höchstens 2 Tage) gewährleisten muss.
Nachteile FBM:
· Schlechtere Chancen auf die Buy Box: Wie bereits erwähnt, bevorzugt Amazon bei dem gleichen Produkt die FBA-SKU, was die Buy Box betrifft. FBM-SKUs, die nicht deutlich billiger sind als FB-SKUs, gewinnen somit nicht die Buy Box.Außerdem bekommt man mit einer FBM-SKU in den ersten 3 Monaten, in denen man das Produkt auf Amazon verkauft, nicht die Buy Box.
· Versand und Kundendienst: Bei FBM kümmert sich der Händler um Kundendienst und Rücksendungen, was Zeit und vor allem Ressourcen in Anspruch nimmt.
Fazit:
Generell ist unserer Meinung nach das FBA Programm stark vorteilhaft im Vergleich zu FBM. Die wesentlichen Vorteile sind die verbesserte Konversion, die schnellere Lieferung und viele Vorteile, die ausschließlich FBA Händlern zugesprochen werden (bestes Beispiel der Prime Exclusive Rabatt). Dennoch kann FBM in Spezialfällen die bessere Alternative sein, wenn man Punkte wie Retourenquote, Branding und bspw. Übergrößen beachten möchte.